Märchen lassen sich in verschiedene Kategorien einteilen, je nachdem, welchen Aspekt man betrachtet – Inhalt, Herkunft oder Struktur. Die sehr häufig verwendete Einteilung stammt aus der Volkskunde und Literaturwissenschaft und teilt Märchen in die folgenden Primärkategorien:
Volksmärchen
Volksmärchen sind spannende, oft magische Geschichten, die schon sehr, sehr alt sind. Sie wurden früher nicht aufgeschrieben, sondern von Generation zu Generation weitererzählt – zum Beispiel am Lagerfeuer oder beim Schlafengehen. Deshalb kennt man oft nicht einmal den ursprünglichen Autor!
Typisch für Volksmärchen sind:
- Zauberwesen wie Feen, Riesen oder sprechende Tiere
- Mutige Helden (z. B. arme Bauernkinder, die Prinzessinnen retten)
- Lehrreiche Botschaften („Sei freundlich!“ oder „Gib nicht auf!“)
Einige bekannte Beispiele sind „Hänsel und Gretel“, „Der Wolf und die sieben Geißlein“ oder „Die Bremer Stadtmusikanten“. Im Gegensatz zu Kunstmärchen (wie „Die kleine Meerjungfrau“) hat sie niemand frei erfunden – sie sind im Volk entstanden.
Kunstmärchen
Kunstmärchen sind ganz besondere Geschichten, die von einem bestimmten Autor erfunden wurden. Im Gegensatz zu Volksmärchen, die aus dem Volk stammen und lange mündlich weitererzählt wurden, hat hier jemand die Geschichte ganz bewusst aufgeschrieben.
Kunstmärchen sind oft phantasievoll und kunstvoll gestaltet. Sie enthalten magische Elemente wie Zauberer, Feen oder sprechende Tiere, aber sie sind meist komplexer und detaillierter als Volksmärchen. Die Autoren haben sich oft viel Zeit genommen, um die Charaktere und die Welt der Geschichte besonders lebendig zu machen.
Einige bekannte Kunstmärchen sind „Die kleine Meerjungfrau“ von Hans Christian Andersen oder „Der kleine Prinz“ von Antoine de Saint-Exupéry. Diese Geschichten sind nicht nur spannend, sondern enthalten oft auch tiefe Botschaften über das Leben, die Freundschaft oder die Liebe.
Tiermärchen
Zaubermärchen (gennannt auch Wunder- oder Feenmärchen)
Schwankmärchen
Schwankmärchen sind lustige und freche Geschichten, in denen es oft um schlaue oder pfiffige Helden geht, die andere mit ihren Tricks hereinlegen. Im Gegensatz zu anderen Märchen geht es hier nicht um Magie oder gefährliche Abenteuer, sondern um witzige Streiche und schlaue Einfälle!
Die Helden in Schwankmärchen sind oft clever und manchmal ein bisschen frech. Zum Beispiel erzählt das Märchen „Till Eulenspiegel“ von einem Mann, der mit seinen Späßen die Leute zum Lachen bringt – oder manchmal auch ärgert. Oder in „Der gestiefelte Kater“ trickst der schlaue Kater seinen Weg zum Reichtum aus.
Schwankmärchen machen nicht nur Spaß, sondern zeigen auch, dass man mit Köpfchen und Humor Probleme lösen kann. Und das Beste: Man darf dabei herzlich lachen!
Legendenhafte Märchen
Legendenhafte Märchen sind spannende Erzählungen, die sich wie eine Mischung aus Märchen und alten Sagen anfühlen. Sie handeln oft von mutigen Helden, geheimnisvollen Orten oder wundersamen Begebenheiten, die sich angeblich wirklich zugetragen haben – oder zumindest so erzählt werden!
Im Gegensatz zu Zaubermärchen geht es hier weniger um Feen und Magie, sondern mehr um abenteuerliche Schicksale, tapfere Ritter, kluge Jungfrauen oder rätselhafte Gestalten. Ein bekanntes Beispiel ist die Geschichte von „Robin Hood“, der den Reichen nimmt und den Armen gibt, oder „Wilhelm Tell“, der mit seinem Mut einen Tyrannen überlistet.
Manche dieser Märchen ranken sich um berühmte Berge, Burgen oder Flüsse – als ob die Landschaft selbst Geheimnisse bewahren würde. Sie vermitteln oft Werte wie Gerechtigkeit, Treue oder List.